Philosophie

Homöopathie und das Gesetz von Ursache und Wirkung

 

In vielen Gesprächen über Homöopathie und  Buddhismus habe ich bisher versucht herauszufinden, worin die Faszination dieser beiden Methoden besteht und warum mich gerade die Verbindung so sehr begeistert. Hier möchte ich nun die Herausforderung annehmen, ein paar Zusammenhänge und Hintergründe zu beleuchten.

So wie die Homöopathie der Erfahrungs-Heilkunde zugerechnet wird, gehört der Buddhismus zu den Erfahrungs-Religionen. Der historische Buddha Shakyamuni hat seine Schüler dazu aufgefordert nicht irgendetwas zu glauben, nur weil ein Buddha es gelehrt hat, sondern es auszuprobieren und nur zu akzeptieren, was man bestätigt findet. Hahnemann war ein Kind der Aufklärung und hat  seine Wissenschaft auf das Experiment am eigenen Körper aufgebaut (Chinarindenversuch) und die Heilkunde revolutioniert, indem er nur die unbefangene und genaue Beobachtung zuließ.

Karma: eine Definition

Während heute auch im Westen mittlerweile viele Menschen glauben, „dass es so etwas wie Karma gibt“, herrscht große Verwirrung um  diesen Begriff, v. a. weil er hier mehr im Sinne von "Schicksal" verwendet wird, gegen das man nichts tun könne. Diese gipfelt in der oft im anthroposophischen Umfeld geäußerten Befürchtung, homöopathische Hochpotenzen könnten das Karma auf viele Leben hinaus stören. Bei korrekter Definition des Gesetzes von Ursache und Wirkung (Karma) wird klar, dass diese völlig unbegründet ist.

Im tibetischen Buddhismus werden vier Faktoren genannt, die die Wirksamkeit von Taten beeinflussen.

  • Zuerst gehört dazu, sich über einen bestimmten Umstand genau bewusst zu sein.
  • Als zweites braucht es einen Wunsch, der der Tat voran geht.
  • Drittens muss man die Tat selbst ausüben oder veranlassen.
  • Viertens ist von Bedeutung, ob man sich über das Ergebnis freut oder damit zufrieden ist.

Nach unterschiedlichen Quellen kann noch ein fünfter Faktor hinzukommen, nämlich das mehr oder weniger starke Vorhandensein von Störgefühlen (Zorn und Hass gelten hier als besonders zerstörerische Kräfte).
Dies gilt in beiden Richtungen und schafft positives wie negatives Karma.

Einen strafenden Gott jedoch gibt es im Buddhismus nicht. Mit Schuld und Vergeltung hat das Gesetz von Ursache und Wirkung nichts zu tun. Frühere Taten, Worte und Gedanken wurden zu unserer heutigen Welt. Alles Erleben entspringt den Eindrücken aus dem eigenen Speicher-Bewusstsein, deswegen wirkt Karma fehlerlos.

Aus diesen Faktoren geht hervor, wie schnell die Kakteen wachsen, die man gesät hat und in denen man nachher sitzen wird, oder ob man sich guter Resultate erfreuen kann, wenn man vorher entsprechende Bedingungen gesetzt hat. Die Motivation ist in jedem Fall mit entscheidend. Die Kenntnis dieser Zusammenhänge setzt den Menschen zuallererst in die Lage, im Augenblick bewusst die richtigen Samen für die Zukunft zu säen. (Quelle: Manfred Seegers in Buddhismus Heute, 50/2011, S.62 – S. 65)

Und was hat das nun mit Homöopathie zu tun?

Karma, das Gesetz von Ursache und Wirkung und die Heilregel der Homöopathie „similia similibus curentur“ haben für mein Verständnis einen tiefen Zusammenhang.

Im Diamantweg-Buddhismus werden Störgefühle als Rohstoff zur Erleuchtung angesehen. Statt sich über jemanden zu ärgern, der in einem Gefühle von Stolz, Neid, Eifersucht oder Zorn hervorruft, ist man dafür dankbar, dass einem das Vorhandensein dieser Störgefühle bewusst wurde, um sie dann verschwinden zu lassen, in dem man ihnen keine Energie mehr gibt.

Analog könnte man die Wirkung einer ähnlichen Arznei auf die Lebenskraft in der Weise verstehen, dass hier Probleme so gespiegelt werden, dass eine Autokorrektur möglich wird. Ohne diesen Spiegel funktioniert das nicht.

Jeder Mensch hat Karma zu reinigen und Krankheit ist im Buddhismus immer auch karmisch zu verstehen. In schwierigen Phasen kann man mit Homöopathie hier Unterstützung erhalten.

Selbst wenn ein homöopathisches Medikament Erstverschlimmerungen hervorruft, oder noch schwieriger, Arzneimittelprüfsysmptome ohne  den gewünschten Heileffekt, hat sich in diesem Augenblick die Lebenskraft mit Themen auseinandergesetzt, die karmisch bedingt waren.

Das ähnlichste Heilmittel, das Similimum, heilt letztendlich auch auf karmischer Ebene, weil hier der Mensch Prozesse durchläuft und Erfahrungen macht, die er sonst nur durch Krankheit hätte machen können. Deshalb unterdrückt Homöopathie nicht einfach nur, sondern es wird tiefgründige Heilung möglich.

Natürlich gibt es hier Grenzen, denn Karma hängt sehr stark mit Motivation zusammen. Diese  kann nur durch das Bewusstsein und durch die Arbeit mit dem eigenen Geist verändert werden. Hier ist jeder Mensch frei in jedem Moment sich immer wieder neu für das Richtige zu entscheiden.

Homöopathie kann und soll keine Ersatzreligion sein. Um aber den Eingangsgedanken noch einmal aufzugreifen, ob Homöopathie unerlaubte karmische Eingriffe darstellt oder nicht:

Homöopathie wider besseres Wissen nicht einzusetzen würde tatsächlich schlechtes Karma verursachen, zumindest im Sinne unterlassener Hilfeleistung auf Seiten des Behandlers. Von Seiten des Patienten ist es letztlich auch eine Frage karmischer Verbindungen, zu welchem Arzt er geht, welche Methoden zur Anwendung kommen und ob einem geholfen werden kann. Und hier ist die Motivation und die eigene Sichtweise wieder einmal entscheidend.

 

Sangye Menla (tibetisch wörtlich): Medizin-Buddha

Bhaisajya-Guru (sanskrit wörtlich): Lehrer der Heilmittel

Thangka (Rollbild) im Karma-Ghadri-Stil,  Gold- und Lapislazuli-Farben auf Leinwand, in Brokat gefasst, Kathmandu, um die Jahrtausendwende.

Sangye Menlas Mantra lautet:

Theyata Om Bekandse Bekandse Maha Bekandse Randsa Samudgate Soha